Allgemeine Künstliche Intelligenz, Singularität und Post-Humanismus – Gedanken zur Wochenmitte
Allgemeine Künstliche Intelligenz, Singularität und Post-Humanismus – Gedanken zur Wochenmitte
Im alttestamentlichen Buch Genesis wird der #Kreationismus beschrieben, in dem Gott als die schöpferische Kraft das Universum, das Leben und den Menschen kreiert.
Sechs Tage harter Arbeit, gefolgt von einem Tag der Ruhe und Reflexion, so lautet die Beschreibung seiner Tat.
Der Tag der Ruhe ist wesentlich, da er darauf hinweist, dass die Schöpfung eine gewisse Anstrengung vonseiten Gottes erforderte, als ob ein künstlerischer Kampf stattgefunden hätte.
DOCH WAS WÄRE, WENN ES DIESEN KÜNSTLERISCHEN KAMPF NICHT MEHR GEBEN WÜRDE?
»Macht euch die Erde untertan!« Mit dieser Weisung schickt er, laut Bibel, seine zweibeinigen Geschöpfe in die Welt. Jahrtausendelang haben wir Menschen nun den Befehl gründlich befolgt – und mittlerweile eine Vielzahl der anderen Tierarten – ebenfalls Geschöpfe Gottes – ausgerottet.
Andere Tierarten? Ja, denn gemäß der katholischen Lehre sind wir Menschen keine Tiere, sondern »Ebenbilder Gottes« – gleichsam Engel, die nach dem physischen Tod ihre irdischen Leiber ablegen und als unsterbliche Seelen ewig weiterexistieren.
…Doch dann brach das 21. Jahrhundert an.
Stehen wir am Anfang unserer Selbstvernichtung? Nicht zwangsläufig im physischen Sinne, sondern vielleicht eher geistig. Steht uns die Entstehung des Homo Obsoletus bevor – des überflüssigen Menschen?
Eine allgemeine künstliche Intelligenz lehnt jede Vorstellung eines kreativen Kampfes ab. Der Nährboden der Lebendigkeit wird durch die Tat ersetzt, die kollektive Bestrebung in der Schöpfung wird durch eine technologische Vollkommenheit ersetzt. Die menschliche Teilnahme am Schöpfungsakt wird wertlos, wenn alles, was wir uns vorstellen können, bereits da sein kann.
Goethe lehrte uns in ‘Faust’: Die Tat steht über dem Wort. Doch wenn die Tat verloren geht, was bleibt dann noch? Oder anders gefragt:
WAS GESCHIEHT, WENN DIE »KRONE DER SCHÖPFUNG« NICHT MEHR SCHÖPFERISCH SEIN KANN?
Ob wir in einer Simulation leben, das Ergebnis einer faszinierenden Kette der physikalischen Evolution sind, oder ein Resultat dessen, was in den Heiligen Schriften der abrahamitischen Religionen beschrieben wird, mag bedeutende Implikationen für unsere wahrzunehmenden Zukunft haben. Doch was mich wirklich beschäftigt, ist, was in den nächsten Jahren mit uns geschehen wird. Mich interessiert meine eigene Zukunft, natürlich auch die der Menschheit und vor allem die meiner Kinder. Aber es geht ja auch um ‘uns’, nicht wahr? Nicht etwa in hundert Jahren, sondern in zehn, oder noch schneller?
Nun, da die breite Öffentlichkeit erste spielerische Erfahrungen mit künstlicher Intelligenz gemacht hat, können wir in drei bis vier Jahren mit der Entwicklung einer allgemeinen künstlichen Intelligenz rechnen.
Eine technologische Intelligenz, die sich vermutlich noch von der menschlichen unterscheidet, aber in allen vorstellbaren Aspekten dem Menschen überlegen sein könnte.
Heute kämpfen viele große Player um den nächsten Durchbruch: (Chat)#GPT 4 von #OpenAI und #Microsoft, X und Elon Musk mit #Grok, #Claude von Anthropic, #LLaMA von Zuckerberg und #Meta, sowie #Gemini von #Google. Hinzu kommen Jurassic-2 und DGX AI von #Nvidia sowie Tongyi Qianwen von #Alibaba. Die Liste wird täglich länger.
Aber wie können wir uns eine solche Zukunft vorstellen?
Wenn wir von Allwissenheit ausgehen, muss es dann nicht trotzdem das Andere, das Unbekannte geben – zumindest theoretisch?
Können wir weiterhin schöpferisch sein?
Fortschritt ist die Grundlage der menschlichen Existenz..
Wenn dies nicht nicht mehr gilt, was tun wir dann?
Die Allgemeine Künstliche Intelligenz beschleunigt die Kommodifizierung des menschlichen Geistes, indem sie die Vorstellungskraft mechanisiert. Das Ziel der Allgemeinen Künstlichen Intelligenz scheint es zu sein, den Schöpfungsprozess und seine Herausforderungen zu eliminieren, indem sie diese als bloße zeitraubende Unannehmlichkeiten ansieht, die dem Endprodukt im Weg stehen. Die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert werden, lauten: Wenn wir etwas benennen können, ist es bereits erschaffen.
Doch wenn wir alles erschaffen können, wissen wir, was wir wirklich wollen? Welche Zukunft ist erstrebenswert? Folgt die Verlagerung dieser Entscheidung auch auf die Maschine?
Diese Entwicklung bezeichne ich als ‘die letzte narzisstische Kränkung der Menschheit’.
Das Ziel – so scheint es mir: Das Göttliche aus der Maschine zu erschaffen. Glückseligkeit, Gottseligkeit und Unsterblichkeit auf Knopfdruck.
Oder anders erklärt: Der göttliche ‘Kreationismus’ wird durch einen menschlichen ‘Kreationalismus’ ersetzt. Alles, was vorstellbar ist, existiert bereits.
Welche Implikationen hat das?
Als Menschen fühlen wir uns so oft hilflos in unserer eigenen Kleinheit, und dennoch finden wir die Kraft, schöne Dinge zu tun und Gutes zu schaffen, und genau hier liegt für mich der Sinn des Lebens – unsere eigene Sinngebung.
Die Welt wird oft als bösartiger Ort dargestellt, aber dennoch setzt sich die Freude an der Schöpfung durch, und wenn die Sonne über dem Kampf des Tages aufgeht, spüren wir unsere Lebendigkeit.
Das Leben ist das Streben, das die eigentliche Essenz der Bedeutung wird, dieser Impuls, dieser kreative Tanz, der nun so zynisch untergraben werden könnte.
Besteht unsere Aufgabe jetzt darin, unsere Lebendigkeit und Schöpferische Akt zu verteidigen? Oder erwartet uns eine neue Evolutionsstufe?
Geht es bei der Erschaffung einer allgemeinem künstlichen Intelligenz und einer möglichen Singularität sogar um die Seele der Welt selbst: den Weltgeist.
Spinnereien und Science Fiction? Dystopische Aussichten, oder Freude an einer technologisierten Zukunft?